Hi, zusammen,
für meinen Geschmack vertrüge dieses Forum, das einem Mann gewidmet ist, der auch besonderer Künstler war, einer entsprechenden künstlerischen Rubrik. Für Gundermanns besondere Lyrik etwa, aber auch für andere, bemerkenswerte Einstreuungen.^^ Ich poste hier mal einen Auszug aus o.g. Erzählung. Es knüpft an das Thema: Was sollte man mit Pandemieleugnern machen?, so ein bisschen als gedankliche Hilfe für die Pandemiker. :D Die ganze Geschichte findet man hier, oder vom Autor gelesen hier. Viel Spaß damit.
»Diejenigen der wenigen Aufrechten aber, die partout nicht sterben wollten, begann das Volk der Kriecher, wie es sich bald liebevoll selber nannte, in einer Welle der Rücksichtnahme und umsichtigen Wachsamkeit zu ertränken – bildlich gesprochen. Bald schon verstand man, dass viel schlimmer als jeder Keim und jede Seuche der Unbelehrbare ist. Der Wille der Kriecher, die Aufrechten als Gefahr, als Schädling, als dem Volkskörper fremd von sich zu weisen, sie zu vereinzeln und aus ihrer Mitte hinauszustoßen oder sie ebenfalls in die Knie zu zwingen, sodass sie keinerlei Schaden mehr anrichten konnten – dieser Wille war so mächtig, dass binnen weniger Jahre die letzten Aufrechten entweder flohen oder sich endlich beugten. Und dies sicherte unser aller Überleben. Der Sohn Genoudors des Gebückten, Magatta der Kleine, verfasste gar ein Pamphlet, das Strafe und Zucht all der Spinner und Wirrköpfe festlegte, die die Maßnahmen keck hinterfragten oder ihnen aufmüpfigen Geistes zuwiderhandelten. Es trägt den Titel ‘Mein Kampf gegen die Aufrechten‘ und steht heute in der Stube jedes Einwohners der Insel.«
»Erstaunlich«, versetzte ich. »Und der Erreger ist seit diesen Zeiten noch immer ab anderthalb Metern Bodenhöhe und aufwärts in der Luft?«
»Das weiß niemand. Es ist aber in Anbetracht unserer Lebensweise auch nicht notwendig, das zu wissen.«
»Weil niemand mehr aufrecht geht.«
»In der Tat. An all dies gewöhnten sich die Argiporeer gerne. Auch die neue Weise, die Aufrechten zu maßregeln wurde ihnen geradezu zu einem Volksvergnügen, und sich selber zu erniedrigen, eine Lust. So wurde bald, was von Genoudor als vorübergehend erdacht worden war, zu einer neuen Normalität. Aus einer Not machte das Volk der Kriecher eine Tugend.«
»Das ist fürwahr verwunderlich.«
»Und was noch viel verwunderlicher war, war unser Bemerken, dass wir durch das Kriechen und das Maßregeln und Heraustreiben der Aufrechten auch allen anderen Gefahren und Herausforderungen, denen sich unser Gemeinwesen gegenübergestellt sah, viel besser entgegentreten konnten – weil in der Folgsamkeit und Artigkeit des Volkes nun mal seine höchste Sittlichkeit besteht. Und so, mein neugieriger Fremder, haben wir das Kriechen gelernt, und auch ihr solltet lieber kriechen, wenn euch euer Leben lieb ist.« --- love'n'peace
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Pandemieleugner müsste man zwangsimpfen, isolieren, konzentrieren oder mehr?
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Was immer auch geschieht,
nie sollt ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht,
auch noch zu trinken!
Erich Kästner |