Unser Verein ist auf der neuen CD von Johan! - Wir singen allerdings nicht - das ist vielleicht auch besser so ... aber wir frühstücken ... lest selbst ...
„Daheim in Liedern“ – die neue CD „Ohneland Blues“ von Johan Meijer
Ein Herz kann ein Delta sein, ein Mensch sich so verzweigen. Die neue CD von Johan Meijer ist da, und sie ist ein weiterer ganz großer Schritt zu sich selbst und zur eigenen Geschichte. Johan ist „Ohneland“, nicht nur der gleichnamige Moderator vom Fliedertee-Radio, sondern auch ein Mensch, der eine Heimat, ein Zuhause in den Liedern aller Welt hat. Er hat einen holländischen Pass, ein deutsches Abitur, studierte in Rotterdam, liebt Berlin und St. Petersburg. Und er lernt europäische Lieder und Sprachen, während andere am Strand liegen oder auf Bergen herumklettern. Verarbeitet hat er diese Affinität für fremde Sprachen auf der CD z.Bsp. in dem Lied „Brocken von Babel“, er singt auf der CD aber auch „Gusch aus Hessen“. Sprache, Zwei- und Vielsprachigkeit, Regionalsprache, Heimat und Heimatlosigkeit sind die Hauptthemen seines neuen Werks.
Eine Heimat zu haben wird immer wichtiger in Zeiten, in denen Populisten mit dem Begriff Menschen einfangen, die das Gefühl haben, ihre Identität in der Welt verloren zu haben. Johan hat andere Antworten: Die Heimatlosigkeit zum Thema machen z.Bsp. Er kann es vormachen, er lebt „ohne Land“ und hat nicht das Gefühl, etwas zu verlieren, wie er in „Juan sin tierra“ singt. Er ist durch seine Sprachkenntnisse und seine Reisen in ganz Europa zuhause, die Sprache und die Lieder sind überall sein Anker, in „Kenig“ oder in „Roma aeterna“. Zuletzt war er viel in Tschechien, hat die Lieder von Jaromir Nohavica ins Holländische übersetzt, selbst seine Lieder auf Tschechisch gesungen. Er braucht keine Grenzen, doch können die Anderen ihn akzeptieren, ihn einfach lassen, so fragt er.
Dabei gibt er doch auch anderen ein Zuhause: durch seine Lieder und seine Liednachdichtungen. Früh war er schon in Ost-Berlin unterwegs, als die Mauer noch stand, aber ein wenig durchlässiger wurde. Er landete nach der Wende in Hoyerswerda, auf der Suche nach Gerhard Gundermanns Spuren, fand dort viele Seelenverwandte, auch in Gundermanns Freund Bernd Nitzsche einen neuen Freund. Vielleicht hat deshalb auch ein Foto seines Vereins „Gundermanns Seilschaft e.V.“ den Weg auf die CD gefunden, das Bild ist der Hintergrund für seinen Text „Daheim in Liedern“. Die Vereinsmitglieder, die da in der Kulturfabrik zusammen frühstücken, haben dort eine gemeinsame Heimat in den Liedern Gerhard Gundermanns, obwohl jeder eine ganz andere Geschichte, Herkunft, Bildung und politische Richtung hat.
Und Johan ist da nicht nur selbst zuhause, sondern auch einer derjenigen, die dort mit seinen Liedern anderen ein Zuhause geben und dem Verein mit seinem Text „Daheim in Liedern“ auch eine intellektuelle und emotionale Rückendeckung. Er lässt sich textlich, gedanklich und musikalisch von vielen inspirieren, hier auf der CD von Vaclav Havel, von Biermann, von Victor Jara („Juan sin tierra“), von Heine, auch hier geht es international zu. Und er hat sich in Hoywoy auch viel sehr konkrete regionale musikalische Einflüsse geholt - Bernard Bielmann von den Liedgefährten, Merle Weißbach, Robert Schuster spielen mit ihm auf der neuen CD. Aufgenommen ist sie überwiegend im Berliner Studio Silberblick von Andreas Albrecht, auch die Produktionsstätte der CD „Gundermanns Lieder in Europa“ und der CDs vom Gundermann-Weggefährten und Premium-Liederpoet Manfred Maurenbrecher. Andreas Albrecht spielt Schlagzeug, E-Gitarre, Tasten, singt. Er tut der CD sehr gut.
Es fehlt beim Thema Heimat und Heimatlosigkeit nicht der Blick auf Migration. Die „Zweite Generation“, so heißt demnach auch ein Lied des Dichters Ali Serik aus einer von Meijers Heimatstädten Amersfoort. „Die Worte der eigenen Kinder sind dir irgendwie fremd“ … und „Die Stimmen deiner Eltern verhallten im andren Land … du bist lebenslang verbannt“, hat Johan Meijer nachgedichtet. Selten wurde das Schicksal von Migranten so einfühlsam und berührend in Worte gefasst. |