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Propaganda gegen Kriegsmüdigkeit (allgemein)

verfasst von Skywise(R), 26.09.2022, 21:26

"Hat man in Deutschland bis vor 20 Jahren noch eine zurückhaltende Einstellung gegenüber militärischer Expansion und Konfliktlösung beobachten können, dominiert inzwischen eine Einschränkung des Denk- und Sehfeldes."
Es gibt einen Journalisten/Autor, dessen Namen ich sehr bewußt aus meinem Gedächtnis gestrichen habe. Dieser hat sich zu Zeiten der Abrüstungsgespräche sinngemäß darüber ausgelassen, daß die Friedensbewegung in Deutschland erstens auf sehr fruchtbaren Boden fiel, weil man sich im Schatten mächtiger Waffen wähnte, die einem um die eigenen Ohren fliegen konnten, und zweitens Mitstreiter auf der anderen Seite fand, weil man sich im Schatten mächtiger Waffen wähnte, die der anderen Seite um die Ohren fliegen konnten. Zu Zeiten von Glasnost kam aus dieser Ecke der Aufruf, sich mittelfristig wieder über Militär Gedanken zu machen, und sei's auf europäischer Ebene, da der Europäische Binnenmarkt und die absehbare Europäische Union, so sie sich (nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene) als europäisches Gegenstück zu den Vereinigten Staaten etablieren wollte, eine Möglichkeit zur Verteidigung benötigte, da davon auszugehen war, daß die EU und die USA und gegebenenfalls die Nachfolgeeinrichtungen der UdSSR nicht dauerhaft dieselben Interessen vertreten würden. Die "zurückhaltende Position" ergab sich eher aus der Historie heraus und dem Komfort, daß ein Dritter schon dafür sorgte, daß böse Jungs nicht auf die Idee kamen, ihre Konflikte auf europäischem Boden auszutragen.
Ich bin davon überzeugt, daß eine Konfliktlösung auf diplomatischem Weg immer noch der beste ist. Im Augenblick sehe ich aber im Fall der Ukraine keinen Punkt, an dem man wirklich einhaken und die Verhandlungen "erzwingen" könnte. Ganz im Gegenteil darf ich mir anhören, wie eine der beiden Seiten sogar offen das Thema Nuklearwaffen anspricht, um den Westen auf Distanz zu halten, was ich nicht als "Gesprächsbereitschaft" deute, so sehr diese Äußerungen auch mit Kommunikation zu tun haben.

"Davon ist gegenwärtig die öffentliche Meinungsbildung geprägt, die durch Dämonisierung, Aufrüstung und Waffenlieferungen den Feind zu vernichten trachtet (und der neue ist schon im Visier) – und dabei nicht die hohen wirtschaftlichen und menschlichen Kosten wahrzunehmen bereit ist."
"Dämonisierung" - wenn "Dämonisierung" bedeutet, daß man Herrn Putin kein Verständnis für sein Handeln und dessen Folgen entgegenbringt, okay, einverstanden, dann wird er "dämonisiert". Tatsächlich empfand ich es allerdings über weite Strecken gerade der ersten Wochen so, als ob man mit Herrn Putin die größten Hoffnungen auf Beendigung des Kriegs verbunden hat. Die "Aufrüstung", die ich in der Ukraine wahrnehme, betraf größtenteils die Verteidigung der Ukraine, nicht die Unterstützung von Angriffsplänen auf Rußland, insofern kann man auch nicht von einer "Vernichtung des Feindes" sprechen. Die Aufrüstung in Deutschland sehe ich eher als folgerichtiges Handeln an, nachdem man mehr oder weniger ratlos war, wie man auf den Einmarsch Rußlands in die Ukraine umgehen konnte und wollte, bzw. mit der Überlegung, was eine Niederlage der Ukraine für Folgen haben könnte.

"Realistische Konzepte verschiedener Institutionen zu friedlichen Lösungen wurden und werden nicht einmal veröffentlicht, geschweige denn politisch diskutiert."
... welche da wären ...?
Nicht realistische Konzepte brauchen nicht politisch diskutiert zu werden, und realistische Konzepte scheinen tatsächlich Mangelware zu sein; ich habe ehrlich gesagt in jüngerer Zeit keine gelesen, die nicht von irgendwelchen "Wenns" und "Abers" entkräftet worden wären, und auch andere Stellen im Netz machen gerne den zweiten Schritt vor dem ersten, indem sie von "Gesprächen" oder "Verhandlungen" sprechen, als sei die (bestenfalls bedingungslose) Bereitschaft dazu von beiden Seiten klar signalisiert worden.

 

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