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Kulturfabrik DDR: Die Lyrik- und Poetenbewegung der Jugend (allgemein)

verfasst von Beate(R), 29.07.2022, 10:09

An dieser Stelle möchte ich einen früher geäußerten Gedanken von Sarah aufgreifen - die ja gleichfalls wie Pfeffi und ich - der Jugend-, Kultur- und Medien-Szene entstammt.

In der DDR gab es den "Bitterfelder Weg" ab 1959, der den aktiven Zugang der Werktätigen zu Kultur und Kunst fördern sollte, mit dem die Trennung von Kunst und Leben, Künstler und Arbeiter- bzw. Bauernklasse & Intelligenz, Berufs- und Laienkunst, aufgehoben wurde, was sich in vielfältigster Form praktisch darstellte, wie den in 40 Jahren gleichbleibenden hoch subventionierten äußerst niedrigen Buchpreisen (von 50 Pfennig für Reclam-Romane bis max. 10,00 Mark), den "geschenkten" Kino-, Theater- und Opern-Preisen, den z.T. pompösen Kulturhäusern in jeder kleinen Stadt, den Arbeiterfestspielen, Zirkel Schreibender Arbeiter usw.

In der BRD gab es gleichfalls einen von den Regierenden als "links-radikal und -extremistisch" verunglimpft, von den Herrschenden als "kommunistisch verseucht und unterwandert" betitelten und verleumdeten Pendant. Das war ab 1970 der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, in dem ebenfalls neben renommierten Schriftstellern (Günter Wallraff, Erika Runge, Angelika Mechtel, Max von der Grün, Erasmus Schöfer, Peter Schütt u.a.) ca. 500 Arbeiter über ihre unmittelbare Tätigkeit in der Industriegesellschaft in Lyrik, Prosa, Hörspiel etc. schrieben. Ziel war die Etablierung von Arbeitern als Berufsschriftsteller zu fördern und die Schulung und Förderung angehender Arbeiterschriftsteller aktiv zu unterstützen. Die Werke wurden im renommierten Fischer-Verlag und im gewerkschaftsnahen Bund-Verlag, auch im Eigenverlag, veröffentlicht.

Die legendäre linke Literatur-Zeitschrift "Kürbiskern" aus dem Damnitz-Verlag München, die von 1965 - 1987 erschien, machte sich hier ebenfalls sehr verdient. Ich habe, dank Sarah aus ihrer Privatbibliothek, alle Ausgaben der 23 Jahre des "Kürbiskern" durcharbeiten können. Er ist in diesem Sinne eine wahre Fundgrube. Ich möchte jedem, der über eine öffentliche Bibliothek seiner Stadt an diese hervorragenden insgesamt 89 Bände herankommt, diese wärmstens empfehlen. Er spiegelt die alternative linke Kulturszene in Literatur, Kritik und Kunst der BRD im besten und umfassendsten Sinne wider. Für jeden an der Kultur Interessierten ist es eine echte Bereicherung. Alleine schon, weil man aus erster Hand die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Arbeits-, Gedanken- und Lebenswelt von Ost und West der 60er, 70er, und 80er Jahre erlesen kann.
Und die Arbeitswelt und Lebenswelt von Heute erlebt ja jeder von Euch tagtäglich am eigenen Leib!

 

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