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Alles.Scheizse: Rumbrüllen zu Techno-Beats (Musik)

verfasst von Beate(R), 24.08.2022, 02:00

Hallo Wolfgang,

es zeigt sich wieder einmal; über Kunst und Kultur läßt sich trefflich streiten. Auf jeden hat sie eine subjektiv andere Wirkung und über Geschmack kann man lange diskutieren. Aber gerade das ist ja auch der Sinn derselben. Und mit dieser Diskussion hat sie auch schon einen Teil dessen erfüllt.
Ich muß gestehen, es fällt mir schwer, den Stab über die Veröffentlichung des Interviews durch die Zeitung und über Sarah zu brechen.

Warum?

In einer Gesellschaft mit dem Anspruch auf Pluralität der Meinungen kann ich die Medien meiner Meinung nach nicht persönlich für die Aussagen des Interviewten verantwortlich machen. Wenn der Spiegel und die Zeit oder auch die Süddeutsche Zeitung einen AfD-Politiker interviewen, dann unterstelle ich ihnen auch nicht, konform mit den Ausführungen des Genannten zu gehen. So kann ich dieses auch nicht bei der UZ.
In dem Interview mit der Satire-Gruppe werden die hohlen Sprechblasen, die tagtäglichen medialen Versatzstücke der gegenwärtigen politischen Debatten bewußt satirisch überspitzt und damit zum Nach- und Überdenken des öffentlich Verlautbarten durch den Konsumenten angeregt. Beim Googeln der einzelnen Begriffe ist wirklich auffällig, das diese fast alle durch Politiker und Medien in der letzten Zeit entsprechend verwendet wurden. Satire soll und muß bissig sein. In dem Interview werden sie bewußt absichtlich ins ironisch lächerliche gezogen, um die Absurdität der Äußerungen durch Politik und Medien bewußt zu machen.

Pfeffi schrieb vollkommen richtig an Sarah im März diesen Jahres: "Ich bin mir sicher, dass auf den Kabarettbühnen im Lande (sofern nicht durch Corona ausgebremst) ganz anderes zu hören ist: bissiger, treffender, gesellschaftskritischer, ironischer. Ob es Vorgaben der Sender gibt oder die Kabarettisten hier Selbstzensur üben weiß ich nicht. Zumindest ist es auffällig, dass bestimmte kritische Kabarettisten nicht mehr oder nur noch selten im TV vorkommen, während banale Comedy weiter gesendet wird. Keine gute Entwicklung."

Das Nahost-Forum Bremen (AK Nahost Bremen) schreibt über die Künstler: "Vorsicht Satire: Alles.Scheizse sahen sich auf der Künstler-Konferenz der M&R vom 8. Juni im Heimathafen Neukoelln gezwungen, »kritisch zu intervenieren«: Die Band hat einen Live-Song mit einer unmissverständlichen Botschaft performt: Revolution ist Quark und abgesagt, also muss die Linke sich weiter in den transatlantischen Konsens der BRD einfügen. Denn wie zentrale Denker der Kritischen Theorie, Marx, Adorno, Broder und Trump, schon immer wussten: »Gegen den Faschismus steht das Kapital – der Kampf um Befreiung ist neoliberal!«
Alles.Scheizse sind die ideologiekritischste Antifa-Musikgruppe der Welt und verteidigen den liberalen Westen und seine Kriege für die Zivilisations-Wahrung gegen die fiesen Kommunisten, Moslems und andere Nazis. Ihre Waffen: Inflationär gebrauchte Antisemitismus-Vorwürfe, bürgerlicher Hedonismus und dumpf-deutscher Elektropop."


Du schreibst über das Interview: "Wenn dies allerdings von Redakteuren als druckwürdiges Kulturgut angesehen wird, dann beschleichen mich gewisse Zweifel. Und wenn dann noch jemand meint, dies vielen Mitmenschen zur unbedingten Kenntnisnahme empfehlen zu müssen, dann gerate ich zusehends in Ratlosigkeit bzgl. der Nachhaltigkeit der Epoche der Aufklärung."

Du bringst das im Zusammenhang mit dem Begriff "Anstand".
Für mich ist es nicht nur unanständig, sondern schlicht bösartig, feindselig und abstoßend, wenn die deutsche Außenministerin gänzlich undiplomatisch haßerfüllt erklärt, sie wolle mittels Sanktionen "Russland ruinieren" mit seiner Bevölkerung; wenn russische Künstler in Deutschland Auftrittsverbot erhalten (ganz egal, ob sie für oder gegen Putins Politik sind), wenn diskutiert wurde, die Werke von Dostojewski, Tolstoi, Gorki, Gogol, Turgenjew und Scholochow nicht mehr zu verlegen und zu verkaufen, russische Komponisten klassischer Musik wie Prokofjew, Strawinsky, Schostakowitsch, Rimski-Korsakow, Mussorgski und Tschaikowski nicht mehr gespielt werden sollen.
"Satiriker" wie der reaktionär-konservative Dieter Nuhr mit seinen herabsetzenden frauenfeindlichen Äußerungen ist für mich unanständig oder diverse "Comedians" mit ihrem anzüglichen sinnfreien Nonsens.
Es ist unanständig, den Menschen tagtäglich den Waschlappen statt des Duschens ans Herz zu legen, für den "Frieden zu frieren" in der Wohnung, die Reichen, die Konzerne, die Kriegsgewinnler dieser Gesellschaft nicht zur Solidarität mit den sozial Schwachen mit einer Übergewinnsteuer zu zwingen.

 

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