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halte durch wenns irgendwie geht ... (allgemein)

verfasst von wmeyer(R), 18.03.2011, 00:30

Lieber Martin,

das ist jetzt dünnes Eis, auf dem Du Dich bewegst...

» Die deutschen Helfer hingegen flüchten bevor überhaupt Gefahr besteht. Wir
» sollten uns schämen!
»
» Ich ziehe meinen Hut vor all diesen tapferen Japanern, die doch so
» besonnen handeln.
»
» http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-12307698
»
» Wie so ein Szenario in Deutschland ablaufen würde unter Leitung von Frau
» Ferkel ?

Es gibt nicht "_die_ Japaner", und es gibt auch nicht "_die_ Deutschen" usw. usf.

Dort ist eine außergewöhnliche Situation, und da geschehen außergewöhnliche Sachen. Bei den Menschen spielt gewiß Verantwortungsbewußtsein eine Rolle. Vielleicht auch die mehr als Ahnung, ohnehin die Gesundheitsgrenze längst überschritten zu haben. Und die Erkenntnis, daß JEDER endlich ist.

Nicht zuletzt die Gruppendynamik: Ich lasse meine Kumpels nicht im Stich. Das gibt es sicher bei Bergleuten unter Tage, den Seilschaften am Hang und vermutlich auch bei den Soldaten. Manche Überlebende von kleinen und großen Katastrophen kommen nicht damit zurecht, daß sie noch da sind und die anderen nicht. Die sich deshalb (für uns grundlos) schuldig fühlen.

In dem Gruppen-Zusammenhang fällt mir Afghanistan ein, da sind die meisten sicher auch nicht mit dem Willen zum Sterben hingefahren. Und Libyen, wo die Aufständischen bestimmt gehofft hatten, nach ein paar aufregenden und kritischen Tagen das alte Regime überwunden zu haben - wie es doch auch im ersten Ansatz in den Nachbarländern gelang. (Ich schreibe jetzt ein wenig "aus dem Bauch", weil ich aus Zeitgründen die Details nicht so verfolge. Kann mich also schon deshalb irren.)

Ob die Regierung in Japan gerade klüger handelt, als es hier passieren würde? Unwahrscheinlich, auf solche Großszenarien sind wir wohl alle nicht vorbereitet. Fang im Kleinen an: Was hast Du persönlich "in petto", wenn für drei Tage der Strom ausfällt? Wo sind die Kerzen (oder eine Stufe früher: wo ist die Taschenlampe, und wie geht es den Batterien?)? Was erwärmt Deine Wohnung? Nächste Variante: Plötzlich zwei Tage kein Wasser - was tust Du nach der ersten Toilettenspühlung?

Ja, unsere Gedanken sollten ihnen zusätzliche Kraft geben, das Unmögliche möglich zu machen und den erhofften Erfolg dann auch noch erinnern zu können. Kraft brauchen aber auch die Angehörigen jener Samurai, die sich der teilweise vielleicht mitverschuldeten Übermacht stellen.

Ich wünsche uns eine Gute Nacht.
Herzlich
Wolfgang

Nachtrag 00.43: Gruppendynamik funktioniert auch bei Dingen, die das Gegenteil von Heroik darstellen: Man ist dabei, als alles noch normal war oder schien. Und dann eskaliert die Situation und läßt Täter und Opfer zurück. Und man versteht im Nachhinein nicht, wie es dazu kommen konnte.

---
So eigensinnig widersprechend ist der Mensch: zu seinem Vorteil will er keine Nötigung, zu seinem Schaden leidet er jeden Zwang. (Johann Wolfgang von Goethe)

In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen. Es gibt Folgen.
(Robert Green Ingersoll)

 

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