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Christine(R)

19.11.2023, 15:57
 

Amor forte - Bruid van de Eem 2 (Musik)

Johan Meijer hatte einen sehr engen Draht zu Bé Ruys, sie war sozusagen lebenslang eine Art Großtante für ihn, insbesondere in schwierigen Zeiten für ihn da. Sie war die erste Pfarrerin der Niederländischen Ökumenischen Gemeinde zu Berlin und die prägende Gestalt des Hendrik-Kraemer-Hauses, die erste Adresse, wo man sich über die Lage der Kirchen in der DDR und in Osteuropa informieren konnte. Er sagt heute, dass es nur wenige Menschen gebe, die wie sie nach der christlichen Botschaft gelebt haben, dass man das, was man habe, mit anderen teilen müsse. Als sie sehr alt war, fragte sie ihn immer, woher er denn komme – und wenn er dann „Amersfoort“ nannte, sagte sie immer „Amor forte“. Ein wunderschönes Wortspiel, das Johan Meijer, geprägt von Gundermanns poetischen Wortbildern, gerne aufnimmt.
Ähnlich wie bei der letzten CD „Komeet“ stört es gar nicht, dass Johan Meijer auf Holländisch singt – die musikalischen Arrangements, die Liedmelodien, seine Stimme sind so beeindruckend, dass es zweitrangig wird, dass man die wunderschönen Texte nicht direkt versteht. Das CD-Booklet ist unglaublich liebevoll und detailreich gestaltet, teils wie ein kleiner Führer durch Amersfoort, aber auch wie ein kleiner Wegweiser durch Johan Meijers ungewöhnliches und interessantes Leben, was durchaus auch gekennzeichnet ist von heftigen Verlusten, dem Tod des Lausitzer Freundes Bernd Nietzsche (Feuerstein und Gundermann-Freund) und dem Tod des Petersburger Akkordeonisten und Orchesterleiters Mikhailovich Shchurakov, für den er hier, von Amersfoort aus, ein Lied singt.
Es gibt viel zu viel zu entdecken, auf der CD, in den Texten, in der Musik, im Booklet, liebevolle Kleinigkeiten, die neugierig machen auf mehr, so dass man sich für Stunden in das Universum von Johan Meijer und seiner musikalischen Begleiter, in die Besonderheiten seiner Heimatstadt und in die niederländische Geschichte vertiefen kann.
Und das macht dann Lust auf noch mehr: Auf einen Besuch im Altstadt-Café Vyssotsky, das natürlich nach dem berühmten russischen Liedermacher benannt ist, auf einen Besuch beim Belgierdenkmal, beim Fluss Eem, dessen Braut (Bruid) Amersfoort ist, beim Kloster „Unserer lieben Frau von Eem“, wo Johan oft eine Kerze entzündet für die Lieben auf dieser und jener Seite. Oder bei der Kapelle von Isselt, die umgeben von einem Wassergraben ist und für Johan Meijer frei nach Havel symbolisiert, dass wir alle immer weniger ein Problem damit haben, dass wir den Sinn des Lebens nicht verstehen. Oder mal Lust auf einen Besuch im Flinttheater, wo einst der Amersfoorter Johannes Heesters mit über hundert Jahren nochmal auftrat, umstritten, er, der einst auch in Dachau sang, „du wolltest doch nur singen, es war dir egal für wen“.
Einige Songs stammen noch aus dem Studio Xapa in Gendt, andere wurden im silberblick-musik-Studio in Berlin aufgenommen, später integrierte der Berliner Produzent alle Titel in die neue CD. Großartig gelungen, auf allen Ebenen, absolut empfehlenswert. Geheimtipp: CD besorgen, sich von Johan Meijer die deutschen Übersetzungen der Texte schicken lassen, eine Reise nach Amersfoort buchen.…

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