„Nah und wichtig“ – zwei Schlagworte erstmal über das Konzert von Manfred Maurenbrecher am 24.3. 18 im „fröhlichen Nix“. „Nah und wichtig“, so heißt eigentlich ein älterer Titel des Liedermachers, den Klaus Lage einst coverte und den Manfred Maurenbrecher im kleinen Kulturhaus am Fuße der schwäbischen Alb seinem Publikum präsentierte. Die drei Worte charakterisierten aber auch ganz gut sein Konzert, das nicht weit weg vom sagenumwobenen Quellsee Blautopf in der malerischen Altstadt von Blaubeuren im schwäbischen Donautal stattfand. Er war hier schon mehrmals aufgetreten, kam mit dem Zug aus Freiburg. Das Keyboard vor Ort hat er getestet und um ein extra Mikrofon gebeten, wegen der Zwischentexte. Und er war dem Publikum im kleinen alten Gasthaus nah und wichtig, das war deutlich zu spüren.
Der Sänger wirkt mit seinen Liedern schnell ein wenig wie jemand aus einer anderen Zeit und passt damit aber wunderbar in die kleine Stadt Blaubeuren, deren Umgebung einen erstklassigen Draht zu Sagen und Legenden hat. Doch man täusche sich nicht: Der 68jährige ist sowas von auf Zack und auf der Höhe der Zeit, zum Beispiel wenn er sich mit den neuen und alten Faschisten auf Facebook Gefechte liefert. Auch die Fachleute wissen ihn zu schätzen: Fünf Monate führte er jetzt mit „Zu früh“, einem Titel seiner neuen CD „Flüchtig“, die Liederbestenliste an. Er sei einer der besten deutschen Texter, bescheinigte ihm einst Wolfgang Niedecken. „Ein Geheimtipp auf Lebenszeit“ nannte ihn die FAZ einmal, und: Wenn es auf der Welt Gerechtigkeit gäbe, müssten ihm ganze Fußballarenen zujubeln.
Apropos Gerechtigkeit: Für Flüchtlinge engagierte er sich schon lange, lange vor der aktuellen neoliberalen Krise und unserem fragwürdigen Umgang mit den flüchtenden Menschen aus Syrien, Afrika und Afghanistan. Und er weiß, wovon er singt. Eines Tages brachte seine Frau einen syrischen Lehrer aus Homs mit nach Hause: „Er wohnt bis zu den Ferien bei uns“. Und Manfred Maurenbrecher gehörte zu den Erstunterzeichnern, die jetzt eine Antwort auf die rechtspopulistische „Erklärung 2018“ verfasst haben und die man auch im Netz selbst unterzeichnen kann.
Er erzählt viel in seinen lebendigen Zwischentexten. Er erzählt von Menschen, die Angst vor Veränderungen haben und welchen, denen es gut tut, wenn sich mal nichts ändert, vom Autoput, von seinen Fahrten mit Lada, Frau und Baby in die Uckermark und vom Berliner Museum für gescheiterte Technik (der Flughafen….) und davon, dass so mancher bei uns vielleicht Angst hat, er müsste auch mal auf die Flucht...und was ist eigentlich Wasser, fragen sich zwei Fische, die sich treffen, ja, und da sind auch zwei schwule Bierflaschen im Kühlschrank, die sich unterhalten. …
Eigentlich möchte man, daß das Konzert immer weiter geht, inklusive Zwischentexte. Manfred Maurenbrecher singt etliche Lieder von seiner neuen CD, aber auch einige Altbewährte, wie das Staubsaugerlied, Aufbruch, das alte Fahrrad. Das Publikum lauscht dem erfahrenen Liedermacher intensiv, applaudiert ausgiebig nach jedem Lied und erklatscht sich drei Zugaben, u.a. „Geiles Teil“ und das berühmte „Hafencafè“.
Es darf gewettet werden, daß viele im Publikum zu Nachdenken angeregt werden wollten, aber sich auch einfach in seinen Geschichten und Lieder wiederfanden. Viele, die so wie er oder ein bißchen anders in ihrer Jugend mit Freunden und fünfzig Mark zum 6wöchigen Straßenmusik-“Urlaub“ aufbrachen und eben bei irgendjemandem schliefen, der sie zum Übernachten mit nach Hause nahm (Geht sowas heute eigentlich noch?) Oder die sich an die Fahrt über den Autoput erinnern, oder die gerne „flüchtig“ bleiben, wie im Titelsong des neuen Albums: “Bleibst du hungrig, bleibst du kantig…..wichtig ist nur, du bleibst flüchtig. Einmal angekommen bist du es nicht mehr“.
Manfred Maurenbrecher wird im Juni 2018 beim Symposium zum 20. Todestag des ostdeutschen Liedermachers Gerhard Gundermann in der Kulturfabrik in Gundermanns Heimatstadt Hoyerswerda erwartet. Mit einem spannenden Artikel im aktuellen Folker unter einem Gundermann- Titel und mit Zitaten aus gemeinsamen Erlebnissen hat Maurenbrecher bereits jetzt indirekt das Gespräch begonnen. Und auch hier weiß Maurenbrecher, wovon er schreibt: Gundermann und Maurenbrecher waren in den 90er Jahren nach der Wende zusammen auf Tournee. Doppelkopf hieß das Programm, mit dem sie zusammen Anfang der 90er unterwegs waren. Die Parallelen sind offensichtlich: wunderschöne Lieder mit witzigen und intelligenten Texten, eine gewisse Tendenz zu strittigen Themen, unbequeme, aber ehrliche Meinungsäußerung, warmherzige, spannende und so was von sympathische Zwischentexte, ein gewisses Desinteresse an modischen Oberflächlichkeiten. Kurz: Der eine war, der andere ist noch Garant für ein Konzert, das man so schnell nicht vergessen wird, ein Konzert, das diese verrückte Welt ein bisschen gerade rückt und das einem das Herz wärmt! Und genau so eines war das Konzert in Blaubeuren…..in dieser kleinen wunderbaren Kulturkneipe. |
Hallo Pfeffi,
kann ich gut verstehen, daß du erstmal das hören wolltest, was vorher nicht möglich war. Schade, daß wir aus dem Westen nicht damals mehr auf die Idee gekommen sind, uns andersherum Eure Musik mal live anzuhören, dann hätte ich Gundi vielleicht schon viel früher entdeckt. Ich hab zu der Zeit mein Medizinstudium angefangen und Kinder bekommen, und die Kombi war so arbeitsintensiv, daß ich mich nicht mehr in die östlichen Bundesländer aufgemacht habe. Und ich hab nicht wirklich gewußt, wie gut Eure Musiker waren. Eine Band wie Lift zum Beispiel kannte ich einfach nicht.
Manfred Maurenbrecher sagt, daß der MDR eventuell Aufnahmen haben könnte. Ich werde da mal anfragen. |