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Christine(R)

28.03.2018, 13:19
 

Regenbögen sammeln und Lieder sammeln ausdrücklich erwünscht (Musik)

„Heute! Hier !“ heißt der Titel der neuen Europeana- CD von Johan Meijer. Es ist seine fünfte europäische CD, und sie erzählt von der Gegenwart dieses Europas, das sich gegenüber dem Elend der anderen Kontinente abschottet. Sie berichtet von Europa, in dem Afrikanerinnen in Bologna an der Straße ihren Körper feilbieten, von Europa, in dem der Maurer Gerardo aus Süditalien fern der Heimat beim Arbeiten zu Tode stürzt und die von weit, weit Herkommenden die Arbeit machen, für die wir uns zu fein sind.
Johan Meijer hält uns mit seiner Auswahl an Liedern einen Spiegel vor und legt seine Finger in die Wunden dieses Europas, das ein Kontinent der Bewegung und der Reise, der modernen Technologien und Kommunikation geworden ist. In die Wunden dieses Europas, indem die Menschlichkeit dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben ist. Tief, tief unter die Haut gehen die Lieder, die Johan Meijer auf seiner fünften Europeana-CD interpretiert, und so hat er hier eine Sammlung geschaffen, ähnlich zu seiner CD-Sammlung für Überlebende des Nationalsozialismus, die einzigartig schön, einzigartig traurig, manchmal ein bißchen witzig und frech und eine wichtige Zeitzeugin unserer Gegenwart ist. Sie ist trotz des doppelten Aufrufezeichens im CD-Namen eine ganz unaufdringliche Mahnung, musikalisch sehr liebevoll arrangiert und überzeugt in dieser Unaufdringlichkeit umso mehr. Was im echten großen Europa nicht klappt, schafft Johan Meijer spielend mit der CD: er integriert Instrumente, Melodien, Akkorde und Worte aus den fernen Ländern, und so sind die ausgewählten Lieder gleichzeitig purer Genuß, aber inhaltlich oft kaum erträglich. In der Liedkunst entsteht hier das Europa wieder auf, das in der Politik so kläglich versagt hat.
Integration hat der Liedermacher mit der warmen klaren Stimme von Kindesbeinen an geübt, geboren im Polderdorf, das nach der russischen Großfürstin und niederländischen Königin Anna Paulowna benannt wurde, in Frankfurt am Main als kleiner Käsekopp, auf der schwäbischen Alb und bei seinem geliebten Fußballverein Eintracht Frankfurt, als Musiker in Berlin, London, in der Lausitz und Rußland. Johan Meijer kann besser hessisch als so mancher gebürtige Hesse und wurde Freund mit Musikern und Liedermachern aus vielen europäischen Ländern. Die meisten der für die CD ausgewählten Lieder hat er selbst zusammen mit seiner Frau Diete Oudesluijs ins Deutsche übersetzt, eine Übersetzung stammt vom Nohavica-Nachdichter Frank Viehweg und eine vom italienischen Liedermacher Alex Morelli. Gastsänger auf der CD ist einer der erfahrensten Liedermacher der Republik, Manfred Maurenbrecher, der unermüdlich und mit deutlichen Statements den neuen und alten Rechten die Stirn bietet – da hätte Johan Meijer niemand Geeigneteren wählen können. Die Lieder stammen aus Belgien, aus der Lausitz, aus dem Ruhrpott, aus Holland, aus Rußland, Schweden, Polen, Frankreich, Portugal und Italien, auch aus der Türkei. Viele der Liedautoren sind selbst Migranten oder auch Europäer wie Johan Meijer, die in vielen Ländern zu Hause sind wie z.Bsp. George Leitenberger. Oder es sind Liedpoeten, die für andere Länder und Sprachen einfach sehr offen sind wie zum Beispiel Cabrel, der seine Lieder auch in anderen Sprachen singt.
Meijer wäre nicht der Gundermann-Liebhaber und holländische Nachdichter der Lieder Gundermanns, wenn er im 20. Todesjahr des Lausitzer Rockpoeten nicht auch einen seiner Titel neuinterpretiert und neu musikalisch arrangiert hätte: sehr gelungen und thematisch absolut passend zur CD ist das „Traurige Lied vom sonst immer lachenden Flugzeug“. Das CD-Booklet bietet liebevoll zubereitet die vollständigen Texte und Informationen zu den europäischen Liedautoren, und das Cover von Arnold Beck („Unsere täglichen Kilometer gib uns heute“) zeigt Flugzeuge, Laster, Schiffe, wie sie das Reisen in Europa dominieren.
Johan Meijer weiß als europäisch orientierter Liedermacher sehr gut, daß nicht nur Menschen und Güter reisen, sondern auch Lieder. Und er weiß auch, daß man Lieder auf die Reise in andere Länder schicken kann. Das versucht er derzeit zusammen mit dem Verein Gundermanns Seilschaft e.V. und dem Randgruppencombo-Chef Heiner Kondschak mit den Songs von Gerhard Gundermann, die im Juni zu dessen 20. Todestag von europäischen Musikern und Übersetzern in einem Workshop in der Lausitz übersetzt, konzertfähig eingeübt und dann in die Heimatländer mitgenommen werden. Mit diesem Europaprojekt und seiner neuen CD hält er die Hoffnung hoch, daß in Europa das von Humanität geprägte Liedgut und auch die damit verbundenen Werte wieder aktuell werden.
Wie heißt es auf einer Tür im holländischen Deventer, die auf der Rückseite der neuen CD abgebildet ist: „ Wer hat Dir verboten, Regenbögen zu sammeln?“ Das ist eigentlich nicht nur eine versteckte Erlaubnis, sondern fast schon eine Ermunterung zum Sammeln von Regenbögen – und man kann sie auch so verstehen: zum Sammeln und Versenden von Liedern in andere Länder….

Ines(R)

28.03.2018, 23:09

@ Christine

Regenbögen sammeln und Lieder sammeln ausdrücklich erwünscht

» die von weit, weit Herkommenden die Arbeit machen, für die wir uns zu fein sind. <<

Hm, ich kenne das so:

man konnte hier klaus oder janek heissen
das war egal ...
warn alle nur tropfen aufn heissen stein ...
das war hoywoy

das ist hoywoy

aber nur für uns ?

Christine(R)

29.03.2018, 15:44

@ Ines

Regenbögen sammeln und Lieder sammeln ausdrücklich erwünscht

Ja, das wäre schön, wenn es so klappen würde.

Christine(R)

29.03.2018, 16:46

@ Ines

Regenbögen sammeln und Lieder sammeln ausdrücklich erwünscht

das ist eines der vielen einzigartig wunderschönen Lieder von Gundi, und nicht nur wegen dieser Strophe, tolles Zitat zu dem Thema.

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