wmeyer
22.09.2018, 13:10 |
Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) (Gesellschaft) |
Hallo,
bis fast eben war Hans Joachim Schellnhuber Direktor des 1992 von ihm gegründeten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Kurz vor der Abgabe der Leitungsfunktion gab er der Berliner Zeitung ein Interview, aus dem ich den Schlußsatz an den Anfang stellen möchte:
"Denn die Menschen verstehen es perfekt, das zu tun, was ihnen Leid zufügt."
Da wird wohl jeder seine Erfahrung haben. Wie es Hans Joachim Schellnhuber meint, kann man in der Zeitung lesen.
Der Aufmacher lautet:
Sind wir noch zu retten?
Kommt drauf an, meint der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Die Menschen haben ja begriffen, dass sie ihr Leben ändern müssen, damit der Planet sich nicht weiter aufheizt. Aber nun müssen sie handeln. Und zwar schnell.
Berliner Zeitung, 15./16.09.2018, Magazin S. 2 + 3
"Wenn das Haus brennt, kann ich nicht sagen: Entspannt euch"
Er warnt, erschreckt, erklärt: Hans Joachim Schellnhuber ist Deutschlands unermüdlichster Mahner vor dem Klimawandel. Nun gibt er die Leitung seines Instituts ab - und stellt fest, dass er über den Menschen genauso viel gelernt hat wie über die Erderwärmung.
Interview: Petra Ahne und Anne Brüning
Siehe auch https://www.berliner-zeitung.de/wis...-sagen--entspannt-euch--31266240
Anregende Gedanken wünscht
Wolfgang --- So eigensinnig widersprechend ist der Mensch: zu seinem Vorteil will er keine Nötigung, zu seinem Schaden leidet er jeden Zwang. (Johann Wolfgang von Goethe)
In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen. Es gibt Folgen.
(Robert Green Ingersoll) |
Pfeffi
22.09.2018, 19:35
@ wmeyer
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Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) |
Lieber Wolfgang,
Gundi hat ja bereits vor 30 Jahren gesungen "Halte durch wenns irgendwie geht ... bist doch'n erfahrner Planet, wir machen dich zur Sau". Seitdem hat sich nichts geändert - im Gegenteil. Es wird weiter zum ständigen Wachstum aufgerufen, immer weiter, höher, schneller. Die Kanzlerin sagt zum Klima: "Da müssen wir etwas tun". Und eröffnet die nächste Autobahn und Automesse. Und lässt es zu, dass die Bahnpreise wieder steigen. Aber nicht nur die Politik hat völlig versagt. Wer bitte lässt denn freiwillig sein Auto stehen und fährt Bus und Bahn? Das sollen bitte DIE ANDEREN machen. Jetzt gehts erst richtig los, denn in China und Indien will auch jeder sein Auto haben. Ich bin überzeugt, dass da nichts mehr zu retten ist, denn die Menschen sind zu egoistisch, um an kommende Generationen zu denken. |
Christine
23.09.2018, 12:07
@ Pfeffi
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Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) |
Ich lese gerade die Geschichten über den Detektiv in der Zukunft, Timothy Truckle. Sie sind von Gerd Prokop.
Die passen da thematisch ganz gut. Ausgedacht teils schon mindestens in den 70er Jahren. Da wußte man ja vieles noch gar nicht. Ist sehr erstaunlich, was sich der Autor da alles schon vorgestellt hat, wie schlimm es mit der Umweltverschmutzung so werden würde. Aber vom Ozonloch wußte er noch nichts, vom Smog aber schon. Die Menschen in der Isolation leben da je nach Gehaltsstufe in riesigen Wolkenkratzern,wer im 1.ooo undsoundsovielten Stockwerk lebt, lebt über dem Smog...
In der Brigade wurde gerade über den Hambacher Forst diskutiert. Ein trauriges Kapitel, das aber auch unter den Gundi-Fans kontrovers diskutiert wurde.
Für einige war es undenkbar, dass man sich gegen die Rodung engagiert, und dort besetzt, weil man damit etwas Ungesetzliches tue. Für die Anderen war es undenkbar, dass man nicht besetzt und nicht Widerstand leistet, weil sie die Zukunft unserer Erde und unserer Kinder in Gefahr sehen. Dann ging es auch um die Braunkohle, die man ja in der Lausitz auch herausholen könnte, ohne einen 12000 Jahre alten Wald dem Erdboden gleichzumachen. Und dann um die Braunkohle an sich. Wer die gar nicht will: welche Ideen gibt es für die Regionen, die davon leben, für die Betroffenen, die da ihre Arbeit verlieren...? Wobei ich schon einen Strukturplan der Grünen für die Lausitz und den Braunkohleausstieg gesehen habe, Pläne gibt es da. Ich weiß aber darüber nichts Genaueres. Und nicht, ob diese Pläne realistisch sind.
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(23.09.18, 13:04) Edit vom Admin: Text aus zwei Einträgen zusammengeführt. |
Pfeffi
23.09.2018, 15:49
@ Christine
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Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) |
Liebe Christine,
man weiß ja noch was in den 1990er Jahren in der Region um Hoyerswerda los war. Zehntausende Arbeiter aus den Tagebauen, dem Kombinat Schwarze Pumpe und weiteren Betrieben verloren ihre Arbeit und niemand kümmerte sich um ihre Zukunft. Ich kann mich noch gut an die Bus-Karawanen erinnern, die jeden Tag früh, mittags und abends in Hoyerswerda Richtung "Pumpe" losfuhren. Heute herrscht an den Haltestellen gähnende Leere, auch weil viele ältere Menschen sich den Fahrpreis für den teuren Stadtverkehr nicht mehr leisten können und mit ihrem Rollator laufen müssen.
Natürlich ist es für das Klima richtig, keine Braunkohle mehr zu fördern und zu verheizen, aber das Schicksal der Tagebauschließung werden auch weiter diejenigen haben, die jetzt noch im Tagebau tätig sind. Die Politik wird nicht dazu in der Lage sein, diesen Menschen zu helfen. |
Christine
24.09.2018, 19:02
@ Pfeffi
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Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) |
Das macht traurig, aber ich fürchte, dass du Recht hast. Und an die Menschen mit Rollator, die sich den Stadtverkehr nicht leisten können, an die habe ich gerade viel gedacht, in den letzten Monaten ganz besonders. Wenn man nicht gut laufen kann, ist es ganz schlimm,wenn man sich den Bus nicht leisten kann. Und weit draußen fahren dann auch kaum noch welche. Echt bitter. |
Christine
24.09.2018, 19:05
@ Christine
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Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) |
Traurig ist auch der Hinweis (in Wolfgangs Artikel) auf die Künstler, die vor der faschistischen Machtergreifung warnten. |
Pfeffi
24.09.2018, 22:34
@ Christine
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Menschen verstehen es perfekt, sich Leid zuzufügen (Zitat) |
Ich finde besonders diesen Satz von Herrn Schellnhuber bemerkenswert und absolut zutreffend: "Unser Unterbewusstsein lässt uns um so entschlossener wegschauen, je dringlicher ein Problem ist - auch wenn wir eigentlich erfasst haben, dass etwas Bedrohliches in Gang ist". Das trifft vor allem auf die verfehlte Klimapolitik zu, aber durchaus auch auf andere aktuelle Probleme. |