Hallo,
anbei eine Info über eine Radiosendung heute:
Di, 25.09.12 (Heute Abend!), 19:30-20:00 Uhr, Deutschlandradio Kultur
Lügen in Zeiten des Holocaust
Jurek Beckers Romane über die Shoah
Von Michael Opitz
Jurek Beckers Muttersprache war Polnisch, aber die Sprache seiner Mutter hatte er vergessen. Deutsch, die Sprache, in der er Bücher wie 'Jakob der Lügner', 'Bronsteins Kinder' und 'Der Boxer' schrieb, musste er wie eine Fremdsprache lernen. Es war die Sprache der Mörder seiner Mutter. Auch an die Zeit im Ghetto und im Lager konnte sich Jurek Becker nicht erinnern. In dem Aufsatz 'Die unsichtbare Stadt' beklagt er seine Erinnerungslücken. Er hatte stets das Gefühl, als würde er ständig eine Kiste mit sich herumschleppen, ohne deren Inhalt zu kennen. "Ich möchte zu ihnen hinabsteigen und finde den Weg nicht" - diesen Schluss von Beckers Essay verwendet W. G. Sebald für einen Aufsatz und moniert darin "die emotionale Absenz des Autors" Jurek Becker.
Der Erzähler käme in seinem literarischen Werk nicht vor, so lautet einer der Vorwürfe, weshalb ein Gutteil der Romantexte wie "schlechte Erfindungen des Erzählers wirken". Doch die scheinbare Abwesenheit des Autors ist eine bewusste Entscheidung Beckers, der sich der Shoah nur über das Vergessen nähern kann. Seine Texte sind Erfindungen. Einer der bekanntesten Erfinder, ein Lügner, ist Jakob Heym aus Beckers Roman 'Jakob der Lügner'. Jakob lügt, denn er besitzt gar kein Radio. Aber seine Lügen verbreiten im Ghetto Hoffnung.
Jurek Becker hat nie behauptet, im Besitz der Wahrheit zu sein - schreibend hat er vielmehr versucht, sich ihr zu nähern. (dradio.de)
Siehe auch http://www.dradio.de/dkultur/programmtipp/literatur/1819337/
Für Nachteulen oder Hörer mit Recorder-Programmierberechtigung ist vielleicht noch folgendes interessant:
Mi, 26.09.12 (Heute Nacht!), 00:05-01:00 Uhr, Deutschlandradio Kultur
Never get old?
Musiker über das Älterwerden
Feature von Jörn Morisse und Oliver Koch
Wie wird man im Musikgeschäft alt? Wie lebt es sich in einem Körper, der nicht verdrängen kann, dass er einmal jünger war? Was sind die Risiken und Nebenwirkungen von Liveauftritten, langen Tourneen und ständigem kreativen Output?
Jörn Morisse und Oliver Koch haben mit Musikern über das Älterwerden gesprochen: Unter anderem Marian Gold (Alphaville), Melissa Auf der Maur (Hole, Smashing Pumpkins), Jaki Liebezeit (Can) und Vashti Bunyan erzählen von Utopien, Kompromissen, altersadäquatem Verhalten und wie es gelingt, körperliche und geistige Widerstände im Alter zu überwinden. (dradio.de)
Siehe auch http://www.dradio.de/dkultur/programmtipp/feature/1844417/
Dem schließt sich an:
Mi, 26.09.12 (Heute Nacht!), 01:05-02:00 Uhr, Deutschlandfunk
- Lieder-Laden
Engel der Revolution
Emel Mathlouthi
Am Mikrofon: Babette Michel
"Wir sind freie Menschen ohne Angst. Wir sind die Geheimnisse, die niemals sterben. Und wir sind die Stimme derjenigen, die Widerstand leisten." Im Januar 2011 sang Emel Mathlouthi auf der Avenue Bourguiba in Tunis dieses Lied nach einem Text von Amin El Ghozzi, einem guten Freund. Tausende waren an diesem Tag unterwegs, sie ehrten die Helden der Revolution. Jenen bewegenden Moment, in dem die junge Frau im roten Mantel, mit einer Kerze in der Hand, ihr 'Kelmti horra' anstimmte, noch heute kann man das im Internet sehen.
Dieses und viele andere Lieder von Emel Mathlouthi sind zu Hymnen der tunesischen Revolution geworden. Die in Tunis geborene und aufgewachsene Sängerin, die schon während ihres Studiums in Tunesien eine sanfte Rebellin war, ging mit 25 Jahren nach Paris. Weit weg von ihrem Land füllte sich ihre Musik mit Melancholie - einer Melancholie, die hilft voranzugehen. Nun hat Emel ihre Songs auf CD gebannt und ist auf Welttournee. (dradio.de)
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Viele Grüße
Wolfgang --- So eigensinnig widersprechend ist der Mensch: zu seinem Vorteil will er keine Nötigung, zu seinem Schaden leidet er jeden Zwang. (Johann Wolfgang von Goethe)
In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen. Es gibt Folgen.
(Robert Green Ingersoll) |