Gerhard Gundermann, der im Juni 1998 unerwartet starb, wäre am 21.02.2005 50 Jahre alt geworden. Mit einer Gemeinschaftsveranstaltung der Wabe Berlin und dem Verein Gundermanns Seilschaft sollte an ihn und seine Lieder erinnert werden.
Sonntage sind nun nicht gerade ausgemachte Tage und Abende für Konzerte … aber solch ein besonderer Sonntag dann doch, trotz des wenigen Schlafes und dem bereits am Montag unausgeschlafen auf Arbeit zu erscheinen … aber so viele sind es ja gar nicht mehr, die frühmorgens zur Arbeit müssen.
Und so füllte sich der Saal der Wabe nach und nach mit Menschen. Die Moderatorin Petra Schwarz führte charmant durch den Abend und erinnerte an Gundis Lebensart: „wenn ich nur arbeite, verblöde ich und wenn ich nur Kunst mache, dann verblöde ich auch!“ – doch wie lange kann ein Motor ohne Pause antreiben?
Rakatak , die im Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin entstandene Trommelgruppe, betätigen sich als „Anheizer“ (ganz ohne Kohle, sondern mit Samba- und afrikanischen Rhythmen, überzeugend, mit Hingabe und Freude).
Haase & Band , die neben einigen eigenen Liedern, Gundis Lieder authentisch und mit musikalischer Reife spielten, wollte das Publikum gar nicht wieder von der Bühne gehen lassen. Doch Petra Schwarz konnte das Publikum beruhigen: „Sie werden heute Abend noch mehrmals spielen!“.
Bettina Wegner steuerte einen Wortbeitrag bei. Sie erzählte von der ersten Begegnung mit Gundi kurz vor Beginn einer TV-Sendung, in der sie beide auftreten sollten: er in Fleischerhemd, Jeans und ungeschminkt. „Er geht sicher noch in die Maske.“, aber nein, Gundi blieb wie er war und bei weiteren gemeinsamen Auftritten wunderte sich Bettina Wegner darüber nicht mehr. Aber gewiss über andere Eigenschaften Gundis, über seine scheinbar unerschöpfliche Lebenskraft, seinen Mut und sicher auch über seine Fehler. Zum Abschluss: ein Gedicht vorgetragen für Gundi und die Menschen, die man schätzt und immer vermissen wird. Die Frage, wie man diese Lücke schließen kann, wird jeder für sich selbst und immer wieder neu beantworten müssen.
Manfred Maurenbrecher arbeitete 1992 mit Gundi zusammen: ein Künstler aus dem Osten, einer aus dem Westen – ein Brückschlag zum Austausch von Weltsichten. Für ihr gemeinsames Programm mussten sie sich auf einen Künstler einigen, den sie beide mochten: Tom Waits. Und so trafen „In der Nachbarschaft“ Maurenbrechers Flachmann im Gully und ein Bautrupp mit Presslufthammer und Gundis Rentner im Garten zusammen. Dass die menschliche Gattung nicht ewig Herrschaft über die Erde haben wird, ist ja bekannt, und auch dass die Insekten uns alle überleben werden, da sie „Meister in der Anpassung“ sind, dass es aber Kakerlaken sein werden: „Kakerlaken durchfressen die Welt, …“.
Stefan Körbel , der Liedermacher, dem es vor allem Lieder der 1848er Revolution und Erich Mühsam-Texte angetan haben, trat mit Humor und Gelassenheit vor das Publikum. Er berichtete vom 1. Preis der Chansontage in Frankfurt (Oder) 1987, der an Gundi statt an ihn ging und von seinem „asthmatischen Wartburg“, mit dem er Gundis Škoda abschleppen musste. Einem Lied, das bereits mehrere Urheber hat, fügte auch Stefan Körbel noch einen eigenen Teil hinzu: „Lied von der Jarama-Front“ (Text: D. Martin (ehem. L. Detsiny)). Auch Gundi hatte diesen Text aufgegriffen und ihn mit eigenen Strophen und der traditionellen Melodie von “The Night We Drive Old Dixie Down” verflochten.
Zum Abschluss gab es noch einmal Haase & Band : zum Träumen (linda, ruhetag) bis wild tanzen (und musst du weinen, räuber/wenn ich wär). Sicher konnte Haase einige Skeptiker durch seine Art Gundermann zu spielen und durch seine eigenen Lieder für sich gewinnen … die Begeisterung war jedenfalls in vielen Gesichtern abzulesen und an der ausgelassenen Stimmung zu spüren.
Und wer noch mehr wollte, bekam das auch in Form eines fast schon kleinen Marktes mit den Ständen von Gundermanns Seilschaft, PROFOLK, Haases Mörchendising und vom Label BARBArossa im Foyer.
An diesen schönen Abend sind auch 3 Wochen später noch viele Erinnerungen wach …
Bilder vom Abend