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nils(R)

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berlin prenzlauer berg,
14.08.2007, 19:41
(editiert von nils, 14.08.2007, 19:50)
 

über-wachung (Gesellschaft)

wie man überwachung umgehen kann:

Toiletten-Fotos für das FBI

ein text aus der taz

Von Klaus Raab

Hasan Elahi richtete eine Webseite ein, http://trackingtransience.net,
auf der man seinen jeweiligen Aufenthaltsort mittels Geocoding und GPS
bei "Google Earth" sehen kann. Er fotografiert Umgebung, Essen,
Toiletten und lädt seine Kontobewegungen ins Netz.

"Die Ware des FBI ist Information. Aber wenn ich den Markt mit
Information flute, ist sie entwertet. Es gibt nichts mehr,
was sie über mich herausfinden könnten."

---
Freunde, nur Mut! Lächelt und sprecht:
"Die Menschen sind gut, nur die Leute sind schlecht."
(Erich Kästner)

nils(R)

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berlin prenzlauer berg,
20.08.2007, 14:11
(editiert von nils, 20.08.2007, 14:20)

@ nils
 

über-wachung in der ddr

Zum Thema "Nichts bleibt geheim - Die Staatssicherheit und
die DDR-Liedermacher" gibts bei http://www.dradio.de/download/35373/
einen sehr schönen Beitrag von Ed Stuhler (der Texter von
Arno Schmidt, die Älteren werden sich erinnern :-).

Gundi taucht in dem Text allerdings nicht auf, es geht unter
anderem um Stephan Krawczyk, Jürgen Eger alias IM Hanns Sänger,
den heute fast vergessenen Norbert Bischoff, Peter Butschke
(von Pension Volkmann) alias IM "Björn" , Barbara Thalheim
alias IM "Elvira", und natürlich um Hans-Eckardt Wenzel,
dessen Lied-Zeile Ed Stuhler sich für den Titel ausgeborgt hat.

"Magst Du dein Frühstücksei hart oder weich?
Schreibst Du Dich mit nem arabischen Scheich?
Selbst jeder Pickel an deinem Bein -
Nichts bleibt geheim!

Gehst du zur Demo oder bleibst du zu Haus?
Träumst du vom Ein-Zweifamilienhaus?
Willst du kein friedlicher Bürger mehr sein?
Nichts bleibt geheim!"

Das Lied veröffentlichte Hans-Eckardt Wenzel im Januar 1989
auf seiner LP "Reisebilder", die ganz offiziell in der DDR
erschien. Schon merkwürdig, wie das durch die Zensur rutschen
konnte ...

Gruß

Nils

---
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(Erich Kästner)

nils(R)

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berlin prenzlauer berg,
29.08.2007, 02:30

@ nils
 

vergessen? oder verdrängt?

merkwürdig, irgendwie hatte ich völlig vergessen oder verdrängt, daß ich selbst mal die erinnerungen von barbara thalheim rezensiert habe. und also seit dem jahr 2000 gewußt hab, daß barbara thalheim IM war. aber sieben jahre sind lang. ich hatte es tatsächlich vergessen. oder verdrängt?

wens interessiert, hier ist die rezension:

Viele Geschichtchen

In der Erinnerung riecht es nach Fallobst und nach Fisch. Zumindest bei Gerhard Schöne. Bei Barbara Thalheim muggt es. Manchmal muggt es auch nicht, denn in der DDR wurde nicht einfach gesungen, sondern die sozialistische Unterhaltungskultur gepflegt. Da paßte dann so mancher lange Bart nicht ins Bild einiger Kulturoffziere. Dann schrieb die Chansongruppe Berlin schnell einen Brief an Erich Mielke, Gott hab ihn selig, und alles war wieder gut. „Mitarbeida“ boten eine Tournee durch alle Kasernen der NVA an. Das lehnt Barbara Thalheim natürlich ab.

In diesem Stil geht es weiter. Mehl auf vorübergehende Passanten, die beim heiteren Melodienraten verloren haben, Dieter Mann mit einer Freundin in der ersten eigenen Wohnung von Thalheim beim Techtelmechtel, Herman van Veen, der nur Augen für Thalheims Freundin Aurora, aber offenbar keine für Barbara hat, und andere schwerwiegende Dinge gibt es zu berichten. Nicht nur über sich, auch über die Musiker gibt es Geschichten und Geschichtchen.

„Eine Geschichte gibt uns Ruh“, sang Barbara Thalheim im „Schlaflied für Emilia“. In ihrem Erinnerungsbuch sind es ganz viele Geschichten. Autounfälle, Konzert- und Liederverbote, Unwichtiges und Wichtiges mischt sie durcheinander, verschiebt Zeitebenen, berichtet zum Teil chronologisch, zum Teil über Personen.

Erst auf Seite 309 fällt ihr dann plötzlich ein: „Ich war IM, und ich hatte es vergessen. Vergessen? Oder verdrängt?“ Dann kommt wieder erstmal ein Geschichtchen. Aber irgendwann hatte sie „den Spaß an dem neuen Spiel“, IM zu sein, verloren.

Erst nach der Wende beginnt das Ganze auch für die Sängerin spannend zu werden. Sie stachelt einen Journalisten an, ihre Täterakte einzusehen, und tritt damit eine Lawine los, die sich „im Zweifel gegen die Angeklagte“ wendet. Sie fühlt sich zutiefst ungerecht behandelt, verschweigt aber ihren nachträglichen Gewissenskonflikt nicht.

Sie fährt sogar zu einem Opfer, das dann gar nicht „ihr“ Opfer ist. Aber auf die Frage der eigenen Tochter „Wie konntest du nur unterschreiben - für die Stasi?“ kann sie nur antworten: „Ich konnte. Punkt.“ Dafür mag sie von vielen anderen IMs und Mitläufern Beifall bekommen. Aber sie wird auch mit harscher Kritik leben müssen.

Leider ist ihr Rücktritt und der Rücktritt vom Rücktritt im Buch nur sehr knapp gehalten. Am Ende „sollen weitere Lieblingslieder folgen“. Darüber werden sich Thalheim-Fans freuen, die sicher auch mit diesem Erinnerungsbuch viel anfangen können. Doch ob „Mugge“ mehr ist als ein unsortierter Wust angesammelter Geschichtchen, darf doch bezweifelt werden. Vielleicht sollte Barbara Thalheim doch lieber Lieder schreiben.

Barbara Thalheim, Mugge, Verlag Das Neue Berlin, 2000

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(Erich Kästner)

Dieter(R)

E-Mail

06.02.2017, 18:03

@ nils
 

über-wachung in der ddr

» "Magst Du dein Frühstücksei hart oder weich?
» Schreibst Du Dich mit nem arabischen Scheich?
» Selbst jeder Pickel an deinem Bein -
» Nichts bleibt geheim!
»
» Gehst du zur Demo oder bleibst du zu Haus?
» Träumst du vom Ein-Zweifamilienhaus?
» Willst du kein friedlicher Bürger mehr sein?
» Nichts bleibt geheim!"
»
» Das Lied veröffentlichte Hans-Eckardt Wenzel im Januar 1989
» auf seiner LP "Reisebilder", die ganz offiziell in der DDR
» erschien. Schon merkwürdig, wie das durch die Zensur rutschen
» konnte ...

Mann, Wenzel war seiner Zeit um Viele Jahre voraus als er dieses Lied schrieb.
Wie er das 1989 schon wußte, was heute so läuft. Fast wie George Orwell-
"Big Brother is watching you". Modernste Abhörtechnik, Kameras überall,
Gesichtskontrolle, automatische KfZ- Kennzeichenerkennung,
"Bundestrojaner".... und IM's werden kaum noch gebraucht.
"Arabischer Scheich", "Demo" und "kein friedlicher Bürger",
diese Worte lösen doch in der Neuzeit fast schon Großfahndungen,wenn nicht gar Kriege aus.
Wenzel ist einfach klasse!

Dieter

nils(R)

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berlin prenzlauer berg,
21.08.2007, 23:50
(editiert von nils, 21.08.2007, 23:56)

@ Dieter
 

wieder mal die alte leier ...

» Wie er das 1989 schon wußte, was heute so läuft.

nur merkwürdig, daß wenzel das lied heute gar nicht
mehr singt. vielleicht singt er es ja nicht mehr, weil
barbara thalheim, peter butschke und jürgen eger heute
keine berichte mehr für die stasi schreiben und es trotz
terrorhysterie und schleierfahndung nicht mehr üblich ist,
daß sich liedermacher untereinander bespitzeln.

wenzel ist klasse. keine frage. aber die verklärung
früherer zeiten und die verteuflung heutiger zeiten
ist seine sache nicht. sondern eher deine, lieber dieter.
also nimm wenzel dafür bitte nicht in anspruch. danke!

ps: den bundestrojaner gibts übrigens noch nicht,
und wer sich ein bissel mit informatik auskennt,
weiß auch, daß der nie richtig funktionieren wird.
aber solche feinheiten sind natürlich völlig unwichtig,
wenns um die große sache geht ...

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Jörg(R)

22.08.2007, 10:01

@ nils
 

wieder mal die alte leier ...

Irrtum, Nils!
Das Lied war das wunderbare Finale in Wenzels Konzert zum Vereinstreffen
im Juni 2006. Und genau so, wie Dieter es beschrieben hat, ist es heute gemeint.
Wenzels Ansage war eindeutig!

Jörg

nils(R)

Homepage

berlin prenzlauer berg,
22.08.2007, 10:32

@ Jörg
 

entschuldigung - und eine klarstellung

» Irrtum, Nils!
» Das Lied war das wunderbare Finale in Wenzels Konzert
» zum Vereinstreffen im Juni 2006. Und genau so, wie Dieter
» es beschrieben hat, ist es heute gemeint.
» Wenzels Ansage war eindeutig!

ok. beim vereinstreffen 2006 war ich nicht dabei. zu meiner
verteidigung kann ich nur sagen, daß ich wenzel schon oft
gesehen hab und ich das lied in heutigen zeiten noch nicht
live von ihm gehört hab. ich kenn es nur aus alten zeiten
und von alten aufnahmen.

und du schreibst:

> Und genau so, ..., ist es heute gemeint.

dem stimm ich zu. HEUTE ist es SO gemeint. aber dieter
behauptet ja, das lied sei schon immer so gemeint gewesen.
also auch 1989 als vorgriff auf heutige zeiten. und das ist
definitiv unsinn (und dieter weiß das auch). damals bezog sich
das lied auf die genossen der stasi, die sich jeden nebensatz
merkten. wenzels ansagen damals waren nämlich auch eindeutig.

viele grüße

nils

---
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annette(R)

22.08.2007, 15:44

@ nils
 

wieder mal die alte leier ...

Hallo Nils,

» nur merkwürdig, daß wenzel das lied heute gar nicht
» mehr singt.

ich hab's von ihm in Leipzig gehört. Meine Interpretation dieser Auswahl ist, dass Wenzel damit der Zeit vor und nach '89 am Leder flickt.
So ist auch meine Meinung zum Soz-/Kapitalismus in den Farben
Schwarz-Rot-Quitte. Es gibt unterschiedliche Dinge zu kritisieren, aber es kommt bei beiden Themen viel zusammen.


» wenzel ist klasse.

Ganz meine Meinung. Musikalisch und textlich und überhaupt.

Danke für den Link, den werd ich mir, sobald Zeit ist, zu Gemüte führen.

nils(R)

Homepage

berlin prenzlauer berg,
22.08.2007, 22:49

@ annette
 

"glaubt nie, was ich singe" :-)

» » wenzel ist klasse.

dem satz werd ich nicht widersprechen :-)

apropos:

Die neue CD "Glaubt nie, was ich singe" ist da!
Für die ganz Ungeduldigen gibt es die Möglichkeit,
die CD, vor dem offiziellen Erscheinen am 26.10.2007,
zu bestellen. Dazu einfach eine Nachricht an
home@sansibarkult.de schicken.

Am 09.11.2007 findet das Record Release Konzert in
Berlin/Kulturbrauerei statt. Wenzel präsentiert dort
seine neue CD "Glaubt nie, was ich singe" mit Band und Gästen.
Der Vorverkauf hat begonnen! Karten gibt es ab sofort online
oder telefonisch unter 030 - 44 31 50.

Es gibt nur eine begrenzte Zahl an Sitzplätzen!
Wer unbedingt sitzen möchte, sollte sich beeilen.

---
Freunde, nur Mut! Lächelt und sprecht:
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(Erich Kästner)

annette(R)

24.08.2007, 15:22

@ nils
 

"glaubt nie, was ich singe" :-)

Hallo Nils,

Wollte nur mal sagen, dass ich den Artikel gelesen habe.
Es ist absolut nicht angenehm, wie sehr die DDR-LiedermacherInnen unter (teils gegenseitiger) Beobachtung standen.
Wie auf ner Wiese im Altweibersommer: überall klebrige Spinnfäden.
Was natürlich nicht gegen viele der Lieder spricht. Dass unter diesen Bedingungen stimmige und aufrichtige Texte entstanden (wozu die allermeisten Lieder von Gundermann zählen), erhöht ihren Wert sogar sehr.

annette(R)

27.08.2007, 14:19

@ nils
 

anti-überwachungsdemo im september in berlin

Man kann aber auch auf die traditionelle Art mit solchen Zumutungen umgehen und öffentlich protestieren:

bei der Demo "Freiheit statt Angst - Stoppt den Überwachungswahn!"
in Berlin am Samstag, den 22. September ab 14.30 Uhr.

Auf der Demo-Homepage http://www.FreiheitstattAngst.de
finden sich jeweils die neuesten Infos zur Demo, zu Anreisemöglichkeiten
und zu Möglichkeiten, mitzuhelfen.

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