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"Ein Stückchen Himmel" von Bernd Rump (Musik)

verfasst von Christine(R), 27.09.2018, 16:51

Vielleicht hat man den, ja. Eigentlich vor allem den: Dass es so schade ist, dass diese Musik, die Texte, die Melodien nicht bekannter sind und nicht mehr Leute erreichen, eben auch in unseren Landen weiter westlich hier. „Ein Stückchen Himmel“ heißt die neue CD. Und in diesem Himmel ist nichts, wie es scheint, die Glut ist kalt, nichts ist wirklich groß, der Tank läuft leer, nichts wird wirklich gut, und es wächst der Krieg. Kommt uns dieses Stückchen Himmel nicht bekannt vor? 2017 wurde das Lied geschrieben, das klingt so, als hätte Bernd Rump in die Zukunft schauen können und das Jahr 2018 vorhergesehen, in dem sich die neoliberale Gesellschaft noch weiter spaltet. Bernd Rump hat diese CD nicht allein gemacht, sondern viel Unterstützung von einigen WunderbunTden bekommen. WunderbunTd e.V., das ist eine begabte Musiktruppe aus Freiberg in Sachsen, die eigene Programme, aber auch eine Rio-Reiser-Nacht sehr erfolgreich auf die Bühne gebracht hat. Isolde Lommatzsch begleitet Bernd Rump gekonnt auf dem Klavier, aber übernimmt auf dieser CD zusätzlich viele Gesangspartien, wie ebenso bei einem Lied auch Jens Lommatzsch. Ihr Gesang ist ein toller Kontrapunkt zu Bernd Rumps eindringlichem Gesang. Eine musikalische Liasion vom Feinsten.
Bernd Rump singt im Grunde genau wie Gundermann auch für Randgruppen. Oder man könnte sagen, er singt der kleinen Leute Lied, wie der Leipziger Liedermacher Hisztory. Und hier kommt jetzt meine ganz persönliche Sicht aus dem Westen: In dieser Disziplin ist man im Osten absolut einfach nicht zu toppen. Und deshalb fahre ich auch gerne immer wieder 700 km hin und nochmal 700 km zurück, um solche Lieder hören zu können. Rump singt für diejenigen, die es berührt, wenn ein kleiner Mensch elternlos von Heim zu Heim geschoben wird. „Als das Kind geboren war“ erzählt davon, wie an einem fremden Tisch das Brot so bitter schmeckt. Zu dieser Gruppe Lieder gehört auch das Lied des Gauklers und das Lied „Blaulicht“ über einen Alkoholkranken. Der „Soldier“ liegt da und fragt, „Mensch, Vater, wozu hast du mich behütet, Mutter, wozu hast du mich geboren? Ich liege hier in einen Sack getütet“ - ein absolut überzeugendes Kriegslied, das schnürt einem den Hals zu. Ein Lied gibt es für die Vogtländer Schauspielerin und Theatergründerin Caroline Neuberin, die bitter arm im 18. Jahrhundert in Laubegast starb und in Dresden begraben liegt. Das kann nur ein echter Theatermensch, ihre Lebensgeschichte so einfühlsam und wunderschön in ein Lied bringen.
Sehr viele Lieder auf der CD bieten sich als Lieblingslieder an, ähnlich wie bei Gundermann. „Der Mann in dem Boot“ mit einer unglaublich schönen Melodie und Klavierbegleitung erzählt vom „Weg, der das Ziel ist“, nur der Fluss lenkt das Boot, kein Mast oder Ruder…Oder die „Amerika-Ballade“: Wunderschöne Melodien, von Rump und Lommatzsch gesungen. „Brüder, wo ist das Amerika? Der Traum, der ist doch zum Greifen nah. Amerika, gleich sind wir da“. Es gibt ein Lebenslied und ein Siebenlied mit der musikalischen Fassung von Isolde Lommatzsch, frech, lebendig, wunderschön.
Wenige schon bekanntere und ältere Lieder sind auch auf der CD zu hören: „Nach Norden“ zum Beispiel. Bernd Rumps lebendige und engagierte Vortragsweise habe ich sofort vor Augen, wenn ich seine CD höre. Da könnte sich so mancher Junge was abschauen, hab ich gleich gedacht, als ich ihn erstmals hörte. Aber in jedem Fall sind seine Lieder die Lieder eines reifen weisen Mannes. „Was ich mir noch wünschen möchte. Einen Becher Freundlichkeit, das auch tief verzagte Herzen tauen mit der Zeit“, singt dieser. Er singt auch von der späten Liebe und der goldenen Hochzeit, und das klingt bei Bernd Rump erwartungsgemäß alles andere als oberflächlich und nach Gemeinplätzen, sondern berührt zutiefst.
„Kling klang, das ist mein erster und letzter Gesang“, heißt es im allerletzten Lied auf der CD, ein wunderbarer runder Abschluss. Absolut glaubhaft ist, dass diese Lieder den vorhin schon erwähnten versierten Ostmusik-Experten zu Tränen gerührt haben. Nicht nur ihn. Solche Lieder sind ein Stückchen Himmel auf Erden, aber eines das hält, was es verspricht. Und solche Lieder bräuchte es viel mehr, auch bei uns weiter westlich.

 

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