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Sarah(R)

11.07.2019, 00:23
 

Lesetipp: Kulturstaat DDR (Neuerscheinung) (allgemein)

Gerhard Gundermann ist mit seinem Werk ein Meilenstein in der Kulturentwicklung der DDR - ein faszinierendes Symbol von Kultur und Kunst in der DDR.
Kulturstaat DDR - so heißt eine Neuerscheinung des Neue Impulse Verlag Essen, die Mitte Juli veröffentlicht wird.
Der deutsche Publizist Lothar Geisler schreibt zu diesem Printmedium:
"Mit den Beiträgen dieses Heftes wollen wir an die DDR als „Kulturstaat“ erinnern. Dabei hatten wir nicht im Ansatz eine kurze Kulturgeschichte der DDR im Sinne. Die hat jüngst Gerd Dietrich, drei Bände dick, veröffentlicht. (...) Unsere AutorInnen – mehrheitlich profilierte Insider mit DDR-Erfahrung – beleuchten herausragende Leistungen der Kunst: der Film-, Bau-, Theater-, der bildenden und schreibenden Kunst sowie der Politik des Kulturbundes der DDR oder der Bewegung schreibender Arbeiter. Sie liefern damit – zum Teil aus eigenem Erleben – Puzzlesteine für ein im engen Wortsinn DDR-Bild. Nicht mehr, aber auch nicht weniger." (uz)

Unter anderem mit Beiträgen von Stefan Amzoll (Bauhaus DDR), Rüdiger Bernhardt (Bitterfelder Weg), Hans-Günther Dicks (DEFA - Das andere Leben der Anderen), Ludwig Elm (Kulturbund), Bruno Flierl (Alles nur Platte?), Sabine Kebir (zu Elfriede Brüning), Kai Köhler (Handbücher zur DDR-Literatur), Jens Mehrle (Theater der Commune), Peter Michel (Kein hässlicher Regentropfen der Geschichte), Armin Stolper (Die DDR, ihr Theater und ich) …

160 Seiten; Paperback; Preis: nur 9,50€ + 1,00€ Versand

Bestellung: http://neue-impulse-verlag.de/shop/...700271/kulturstaat-ddr-paperback

Sarah(R)

01.09.2019, 09:58

@ Sarah

Lesetipp: Kulturstaat DDR (Neuerscheinung)

Der Verlag der „Marxistischen Blätter“
macht ein Sonderangebot:
Wer das Heft „Kulturstaat DDR“ oder ein
anderes unter Angabe des Stichworts
„RotFuchs“ bis zum 7. Oktober 2019 bestellt,
erhält es für 5 Euro statt für 9,50 Euro
(jeweils plus 1,90 Euro Porto)


Marxistische Blätter, Heft 4/2019, 160 Seiten,
9,50 Euro. Bezug: Marxistische Blätter, Hoffnungstr. 18, 45127 Essen, Tel.: 0201/236757,
E-Mail: redaktion@marxistische-blaetter.de


Die „Marxistischen Blätter“ haben in ihrem aktuellen Heft den Schwerpunkt „Kulturstaat DDR“: Der Umgang mit DDR-Kunst und Literatur ändert sich. Seit etwa einem Jahrzehnt, schreibt der Kunstwissenschaftler Peter
Michel im Heft 4/2019 der „Marxistischen Blätter“, mehrten sich „die Zeichen der Hoffnung auf einen achtungsvolleren Umgang mit in der DDR entstandenen Kunst – trotz aller Rückfälle in die Niederungen des kalten Krieges“. Diesen
Wandel widerspiegeln die zehn Beiträge zum Heftschwerpunkt „Kulturstaat DDR“.
Lange Zeit gehörte die Behauptung zum Repertoire der Konterrevolution, es gebe in der DDR
weder Kunst noch Literatur, sondern allein Agitation. Das ist nicht vorbei, aber es machen sich
Gegentendenzen bemerkbar. Als Beispiele seien
hier genannt: Die sehenswerte Ausstellung „Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR“, die
noch bis zum 5. Januar 2020 im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt zu sehen ist, sowie das Schaudepot im
Kunstarchiv Beeskow (www.kunstarchiv-beeskow), das im Mai eröffnet wurde. Unmittelbar
neben der Burg Beeskow werden jetzt 17 000
Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Plastiken und
Fotografien aus Beständen von DDR-Einrichtungen sowie von Parteien und Massenorganisationen in einer würdigen Form aufbewahrt und in
Führungen gezeigt. Sie wurden 1990 unter zum
Teil abenteuerlichen Umständen gerettet. Denn
die Haßreden auf DDR-Kunst und -Künstler in
den Jahren 1989 und 1990 hatten Folgen: Die
Zahl der vernichteten Kunstwerke durch die
„Sieger der Geschichte“ ist unbekannt. Experten
vermuten, daß es Zehntausende Arbeiten waren,
die gestohlen, auf den Müll geworfen oder in den
internationalen Kunsthandel geschleust wurden. In Eisenhüttenstadt und Beeskow arbeitet
eine junge Generation von Kunstwissenschaftlern, die nach der künstlerischen Qualität der
Werke fragt. Zum Wandel trägt auch wachsendes Interesse aus dem Ausland bei. DDR-Kunstwerke gelangten in viele Länder der Welt. Im
Kunstarchiv wird darauf verwiesen, daß sich
dort schon eine große Delegation des Museum
of Modern Art in New York den Bestand zeigen
ließ, bevor deutsche Gemäldegalerien sich interessierten.
Tendenzen dieser Art, die sich um die DDR-Verteufelung durch den bundesdeutschen Mainstream nicht kümmern, müssen erklärt werden.
Das findet in diesem Heft der „Marxistischen
Blätter“ statt, und ziemlich einhellig kommen
die Autoren zu dem Schluß: Es hat etwas mit
ästhetischer Qualität und damit zu tun, daß
Kunst und Literatur in der DDR etwas zu sagen
hatten – im doppelten Sinn des Wortes. Michel
zitiert den verstorbenen Kunsthistoriker Peter
H. Feist, der zu den Merkmalen der Kunst in der
DDR ein „ausgeprägtes, feines Empfinden für
Soziales“ zählte. Kunst sei nicht hermetisch vom
„Außerkünstlerischen“ abgegrenzt worden, verstand sich „als Teil einer internationalen ‚linken‘ Kultur, im Weiterarbeiten an einer Alternative zu Kapitalherrschaft und Imperialismus“.

Sarah(R)

01.09.2019, 09:59

@ Sarah

Lesetipp: Kulturstaat DDR (Neuerscheinung)

Zu ähnlichen Schlußfolgerungen kommt der
Filmkritiker Hans-Günther Dicks, der die Filmgeschichte der DDR skizziert sowie den Umgang
mit den DEFA-Produktionen im kalten Krieg und nach 1990 beleuchtet.
Er wertet die Auszeichnung des Films „Gundermann“ von Andreas Dresen über den DDR-Baggerfahrer und -Liedermacher mit dem deutschen Filmpreis, der „Lola“, am 3. Mai in Berlin als „späte Genugtuung für eine Kinematographie, zu deren Untergang einige Gäste des Galaabends im Palais am Funkturm schon 30 Jahre zuvor unter Krokodilstränen Grabgesänge angestimmt hatten“.
Der Musikwissenschaftler Stefan Amzoll beschreibt
in 14 Miniaturen das „Bauhaus der DDR“, das
trotz äußerst beschränkter Mittel eine „Vorreiterrolle“ gespielt habe, Modelle und Lösungsansätze für Städtebau und Architektur entwarf, „wie wenig sie auch tatsächlich wirksam
wurden“. Widersprüche dieser Art benennt
auch Bruno Flierl. Er weist darauf hin, daß das
DDR-Wohnungsbauprogramm „in ökonomischer Hinsicht eine große Leistung war“ – 40 Jahre lang kostete die Miete ungefähr eine Mark
pro Quadratmeter –, aber die Bevölkerung und
die Architekten „nicht voll zufriedenstellte“. Es
hätte mehr Varianten und „vor allem eine lebendige Aussprache“ geben müssen.
Der Literaturwissenschaftler Kai Köhler untersucht, wie Handbücher, Lexika und Literaturgeschichten mit der DDR umgehen. Sein Fazit:
Es dominiert eine „Politisierung des Urteils“.
Solche Arbeiten, die in heutigen Studiengängen oft als einzige Quelle dienen, kommen „nicht ohne Urteil aus der Siegerperspektive“, d. h. mit
„Geschichtsverfälschungen“, aus. Insgesamt aber
deute sich in der Literaturwissenschaft „nach
einer Phase der Abrechnung mit der DDR besonders in den 90er Jahren, eine Milderung nicht
nur des Tons, sondern auch des Inhalts an“. Ein
weitgehend unbekanntes Gebiet der DDR-Literatur untersucht der Literaturwissenschaftler
Rüdiger Bernhardt: Die Bewegung schreibender
Arbeiter, die von der 1. Bitterfelder Kulturkonferenz einen starken Impuls erhielt und bis 1989
in etwa 250 Zirkeln lebendig blieb. Die Publizistin Sabine Kebir umreißt das Werk der Schriftstellerin Elfriede Brüning (1910–2014), die wie
keine andere Autorin das „Entwicklungsbild
der Frauenemanzipation in der DDR“ analysiert
habe. Der Regisseur Jens Mehrle zeigt in fünf
kurzen, prägnanten Abschnitten, warum das
Theater im sozialistischen Deutschland unbestritten „zu seiner Zeit eines der besten der Welt“
war: Es habe sich ein waches Publikum gebildet
und ein „gemeinsamer Boden für Kämpfe“ existiert. Der Schriftsteller Armin Stolper erinnert
sich ironisch an seinen Werdegang zum Dramaturgen, der Historiker Ludwig Elm schildert die Rolle des Kulturbundes in der DDR.
Die DDR-Kultur ist in vieler Hinsicht lebendig geblieben. Auch das ist ein dialektisches Resultat der Konterrevolution: Sie hat mit ihrer
Niveaulosigkeit, Bilderstürmerei und kalten Bücherverbrennung in gewisser Weise ein ostdeutsches Erfahrungskollektiv von Kunst- und
Literaturinteressierten geschaffen. Das Heft der
„Marxistischen Blätter“ markiert eine Situation,
in der Gehaltvolles auch international gewürdigt wird – und zeigt zugleich: Die Ästhetik einer Gesellschaft des Friedens und der Solidarität gewinnt gerade in Zeiten des Krieges und der Entsolidarisierung an Anziehungskraft.

Quelle: RotFuchs, Ausgabe September 2019, Seite 35

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